Ende September umrundeten wir in drei Tagen das IJsselmeer per Fahrrad. Das Sturmtief „Fabienne“ sorgte für Windgeschwindigkeiten von bis zu 70km/h. Die hat man am besten im Rücken, wenn man den sogenannten „Abschlußdeich“ überqueren möchte; Ein 30km langer Linealstrich auf der Landkarte, auf der einen Seite nur Nordsee, auf der anderen nur IJsselmeer, soweit das Auge reicht.
Wir starten früh in Amsterdam, lassen sämtliches Stadtgewusel rasch hinter uns zurück und fahren bald auf milden Wiesendeichen die Westküste des „Markermeers“ in nördlicher Richtung hinauf.
„Marken“ ist ein wunderschöner kleiner Hafenort auf einer Insel im „Markermeer“. Wir lassen uns von den Einheimischen kurz auslachen, dass wir an einem solch stürmischen Wochenende Fahrrad fahren, essen einen „Pannekoeken naturel“ mit Ahornsirup und setzen mit der Fähre über zurück aufs Festland nach „Volendam“.
Ein Stück geht es über Land ohne Blick aufs IJsselmeer. Nächste Stadtion ist Medemblik. Gerne hätten wir die historische Dampflok von Horn nach Medemblik gesehen oder gar genommen, aber die fährt nur einmal am Tag und war schon weg.
Der historische Hafenturm ist markanter Mittelpunkt des malerischen Hafens in „Horn“. Zeit für ein Fischbrötchen und „Kibbeling“.
Weiter gehts in Richtung Norden, das Land wird immer ländlicher. Die Deich-Schafe gehen unbeeindruckt gegen den steifen Wind. Das tun sie schon ein Leben lang, fast hat man den Eindruck Ihr gedrungener Körper und ihr Schädel seien vom Wind geformt.
Die ersten 100km sind geschafft, wir übernachten in Den-Oever. Für den nächsten Tag sind Windgeschwindigkeiten bis 70km/h angekündigt. Ich schaue auf meine windy-app und wir sind entzückt ob der passenden Windrichtung: West-Südwest! Alles andere hätte an dieser Stelle zu einem Abbruch der Tour geführt. Für 70km/h Seitenwind braucht man 3 Meter breite Stützräder und für Frontwind einen Motor. Beides hatten wir nicht dabei.
Der auf zwei Stunden kalkulierte Streckenabschnitt über den Abschlußdamm ist in einer Stunde vollbracht. Jedoch ab dann mussten wir in südlicher Richtung weiter. So lassen wir uns abweichend von unserer geplanten Route immer wieder von der Küste landeinwärts blasen und fahren dann mit dem Zug zurück an die Küste. Bei den Seglern nennt sich diese Technik „kreuzen“.
Nach Umwegen endlich in Lemmer angekommen, bläst es uns den Sand vom Strand so hart ins Gesicht, dass wir uns in den Ortskern verkriechen und zum Abschluss des zweiten Tages zünftig einkehren.
Der dritte Tag unserer Fahrt führt uns gen Westen an endlosen Reihungen von Windräder über Lelystadt nach Almere. Wir mühen uns gegen den Gegenwind ab, zwar nur noch 30km/h, aber ermüdend genug.
In Almere übernachten wir noch einmal, fahren am nächsten Tag die restlichen 30km nach Amsterdam zurück und setzen uns in den Zug nach Düsseldorf. Jetzt erst fängt es an zu regnen, das ganze Wochenende sind wir davor verschon geblieben; Was für ein Glück.
No responses yet