Wer hat schon einmal einen lebenden Maikäfer gesehen. Ich selbst hatte noch nicht das Vergnügen, geschweige denn hätte ich mal einen vor die Linse bekommen. Meine Mutter erzählt mir öfter, dass früher die Maikäfer zu hunderten in den Bäumen hingen. Als Kind hat sie Schuhkartons damit gefüllt. Heute gibt es fast keine mehr. Denn der Engerling, die Larve des Maikäfers, lebt Jahre im Boden und ernährt sich von Pflanzenwurzeln, bevor er sich verpuppt und als Käfer zutage kommt. Die Engerlinge sterben heute an Pflanzenschutzmitteln, noch bevor sie Gelegenheit haben, ans Tageslicht zu kommen.
Rückzug der Großkäfer
Rückzug der Großkäfer
Aber auch Insekten, die gar nicht mit der Landwirtschaft in Berührung kommen, haben Probleme. Solche z.B. die mit der Forstwirtschaft in Berührung kommen, also im Wald leben. Der Grund hierfür ist weniger der Einsatz von Pestiziden, sondern der Entzug von Lebensraum. Viele Insekten brauchen Totholz als Lebensraum, welches Jahre liegen bleibt, oder als abgestorbener Baumstumpf stehen bleibt, und nicht gleich weggeräumt wird. In unseren Nutzwäldern wird jedoch nur gepflanzt, gefällt und abtransportiert, und zwar so schnell es geht. Liegen bleibt da nichts.
Der Hirschkäfer ist, wenn es um Großkäfer geht, die Vorzeige-Spezies für den deutschen Waldkäfer. Seine Mandibeln ( Zangen ) beeindrucken, besonders, die des Männchens. Seine Rivalen werden damit bekämpft. Man liest, sie können auch einen menschlichen Finger unangenehm zwicken. Der Hirschkäfer legt seine Eier 80cm tief in den Boden an die Wurzeln von abgestorbenen, morschen Bäumen. Die Larven, die aus den Eiern schlüpfen, leben dort 3 bis 5 Jahre im Totholz, manche bis zu 8 Jahre. Hirschkäfer sind schon so selten, dass selbst meine Mutter überlegen muss, ob und wann sie mal einen gesehen hat.
Großkäfer im Rückzug
Der Alpenbock z.B. verbringt, wie viele Käfer, nur einen ganz kurzen Teil seines Lebens freudvoll im Sonnenlicht. Das Weibchen legt Eier in die Stämme von morschem Totholz. Die Larven, die aus den Eiern schlüpfen, verbringen ganze vier Jahre im Holz. Dann fressen sie sich wieder an die Oberfläche des Totholzes, beißen sich eine Puppenwiege mit Ausgangsloch, welches sie wieder verschließen, und verpuppen sich. Der adulte Käfer schlüpft dann aus der Puppenwiege, und ab dann muss es schnell gehen. Manche Fachleute schreiben 10 Tage, manche 3-6 Wochen, auf jeden Fall ist es eine kurze Lebenszeit am Sonnenlicht im Juli bis August. In dieser Zeit muss sich wieder gepaart werden und die Eier müssen wieder ins Holz gelegt werden. Da aber heutzutage kein Totholz mehr liegen bleibt, sondern im Forst geerntetes Holz sofort abtransportiert und verarbeitet wird, ist auch dieser Käfer stark gefährdet. Und mit ihm viele andere, den Borkenkäfer mal ausgenommen. Ich bin froh, dass ich nochmal einen Alpenbock sehen und fotografieren durfte.
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