Über 120 Jahre war Polen ein unfreies Land. Dreigeteilt und besetzt durch Preussen, Österreich und Russland von 1795 bis 1918. Nach kurzer Unabhängigkeit durch den Versaier Vertrag nach dem ersten Weltkrieg kam 1937 mit dem deutsch-sowjetische Einmarsch schon die nächste Besatzung, abgelöst nach Kriegsende durch 40 Jahren Kommunismus. Die Polen sind also Kummer gewohnt, haben sich jedoch in diesen fast 200Jahren Unterdrückung die Bindung zu Ihrem Land nicht rauben lassen, und Ihre Bindung zur Religion wurde womöglich sogar noch gestärkt. Mit nur 800.000 Einwohnern schaffen es die Krakauer beispielsweise hunderte von Kirchen zu füllen. Den geschichtlichen Wirren kann man ansonsten kaum etwas positives abgewinnen, außer, dass die verschiedenen Fremdeinflüsse einen diversen Kulturreichtum eingebracht haben. In Städten wie Krakau, die im zweiten Weltkrieg glücklicherweise nicht bombardiert wurden, ist entsprechende Architekturvielfalt vorhanden. Krakau war durch die Habsburger besetzt, folglich findet sich hier Wiener Zuckerbäckerstil, der sich in die unzerstörten Bauwerke aus Renaissance, Gotik und Barock der früheren Zeitepochen mischt.
Mitten auf dem Hauptmarkt in Krakau stehen die sogenannten Tuchhallen, in denen seit dem Mittelalter Textilien gehandelt wurden. Angeblich geht die Errichtung der Tuchhallen auf König Kasimir den Großen zurück, der Mitte des 14JHD König von Polen war. Der Handel an dieser Stelle wird aber schon vorher in provisorischeren Bauwerken stattgefunden haben. Das zeigen historische Darstellungen, die im Rathausturm ausgestellt sind. Die Tuchhallen in Ihrer heutigen Form gelten als eines der bedeutendsten Beispiele für Renaissance-Architektur in Europa, auch wenn es weitaus reinere und stiltreuere Beispiele gibt. Das heutige Gebäude stammt im wesentlichen aus dem 16JHD, zuvor stand an gleicher Stelle ein gotischer Bau mit ähnlichen Dimensionen, der 1555 einem Brand zum Opfer fiel. Die markanten Arkaden sind erst Ende des 19JHD im neugotischen Stil hinzugefügt worden. Das Haus ist über 100m lang und besetzt das Zentrum des Hauptmarkts, der mit 200m x 200m unter den Krakauern als der größte Marktplatz Europas gehandelt wird. Tatsächlich ist es der Zweitgrößte, denn Freudenstadt belegt mit 219m x 216m den ersten Platz, aber das sind Haarspaltereien. Zusammen mit dem Hauptmarkt, der Marien-Kirche und dem Rathausturm bildet die Tuchhalle ein charakterprägendes Ensemble, sozusagen das Herz Krakaus.
Die St.Peter-und-Paul-Kirche nach dem Vorbild der römischen Il-Gesù-Kirche war das erste Barocke Bauwerk in Krakau. Die Bauzeit war von 1597 bis 1635. Zwölf barocke Aposteldarstellungen bilden eine signifikante Umwehrung des Vorbereichs der Kirche. Die Figuren sind restaurierte Kopien, die Originale sind der Luftverschmutzung zum Opfer gefallen, die wegen der ehemaligen Stahlhütte Nowa Hutta in Krakau seinerzeit immens gewesen sein soll. Die Kirche hat einen für barocke Verhältnisse angenehm schlichten Innenraum und eine eindrucksvolle Kuppel. Hier soll anfangs ein Foucaultsches Pendel aufgehängt gewesen sein, um die Erdrotation nachzuweisen. Kaum zu glauben in einer katholischen Kirche ,wo doch zur gleichen Zeit Galileo Galilei seine Auseinandersetzungen mit der heiligen Inquisition zu diesem Thema hatte.
Der Wyspiański-Pavillon (fast) das einzige neuzeitliche Gebäude in der Krakauer Innenstadt. Der Name geht zurück auf den Künstler, der Ende des 19JHD die drei Buntglasfenster entworfen hat, die in die Hauptfassade eingelassen sind. Ursprünglich waren diese für die Wawel-Kathedrale entworfen worden, sie zeigen den heiligen Stanislaus, Herzog Heinrich den Frommen und König Kasimir den Großen. Die die übrige Fassadenkonstruktion des Gebäudes ist extrem aufwendig und kommt dem sehr hohen Anspruch nach, in einen Kontext von ungestörter hochwertiger Altsubstanz, wie sie in der Krakauer Innenstadt anzufinden ist, ebenbürtige Neusubstanz zu integrieren. Sie bestehen aus einer Glasfassade, die an den Bauwerksköpfen sogar rund verglast ist. Davor eine zweite Fassadenebene aus drehbaren Keramikelementen, mit der die Belichtung des Innenraums reguliert werden kann. Der Pavillon wurde 2007 zur Feier der 750Jahre Stadtrechte Krakau eröffnet. Der Architekt des Pavillons ist der Pole Krzysztof Ingarden.
Das Grunwalddenkmal thematisiert die Schlacht bei Tannenberg 1410 und wurde anlässlich des 500sten Jahrestages in Krakau errichtet. Es wurde 1938 durch die deutschen Besatzer demontiert und gesprengt und dann 1972 wieder rekonstruiert. Ein Stein (links oben) ist noch original. Das Reiterstandbild zeigt den König Wladyslaw Jagiello II der sich bei der Schlacht bei Tannenberg durch besonderes taktisches Geschick ausgezeichnet haben soll.
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