Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig. Göll Ostwand
Göll Ostwand

Der Hohe Göll ist mit seinen 2.522m einer der höchsten Gipfel im Berchtesgadener Land. Über ihn verläuft die Grenze zwischen Deutschland und Österreich, somit gehört er nicht nur zu Bayern, sondern auch zum salzburgischen Tennengau. Es gibt eine Handvoll Auf- und Abstiegsvarianten, jedoch als Tagestour ist der Göll über alle Aufstiege ein kräftezehrendes und zeitaufwändiges Ziel; Früh aufstehen ist Pflicht. Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig.

Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig.

Kurzimpression der Tour

Die schon morgens sonnenbeschienene Ostseite des Göll lädt quasi dazu ein, zur frühen Stunde genau hier den Aufstieg zu wagen. Im oberen Teil des Salzburger Steigs steht man vor zwei spannenden Klettervarianten der „Kann-man-da-wirklich-rauf-Art“. Ja man kann! Sowie „Schusterroute“ alsauch „Kamin“ sind für den geübten Berggeher auch ohne guruhafte Kletterkunst zu bewältigen. Den Hohen Göll zu bezwingen, ist eines der Top-Ziele im Berchtesgadener Land, obwohl es dem Wandersmann viel abverlangt, vor allem in der Gesamtlänge inklusive Abstieg. Zum Beispiel ist der Abstieg durch das langwierige und kantig abzugehende Alpeltal ein echter „Bein-Schnacksler“, dafür macht man hier garantiert eine abgeschiedene und eindrucksvolle Bergerfahrung.

Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig. Göll Ostwand
Göll Ostwand

Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig.

Planung

Wir wollen die Route über den sogenannten Salzburger Steig nehmen: Ausgangspunkt ist der Eckersattel auf der Panorama-Höhenstraße, dann zum Purtschellerhaus, Salzburger Steig, Hoher Göll.

Einstufung Aufstieg

Der Alpenverein klassifiziert den Steig mit W5/UIAA-Grad I/KS2, in Worten (Zitat) „Sehr schwieriger, im mittleren Teil auf kurzem Stück klettersteigähnlich versicherter alpiner Anstieg KS2„, aber der Steig geht über die Ostwand des Hohen Gölls und ist die schnellste Variante, nach oben zu kommen.

Varianten

Alternativ wären z.B. auch folgende Aufstiege möglich gewesen, die jeweils sehr empfehlenswert sind: Von der Bayrischen Seite: Scharitzkehl-Alm, Stiftgensteig, Mannlgrad (W5/UIAA-Grad I/KS2-3) oder von der Österreichischen Seite: Torrener Joch, Carl-von-Stahl Haus, Hohes Brett, Übergang zum Hohen Göll (W5/I).

Hütten

Zwar ließe sich mit einer Übernachtung im Carl-v.-Stahl Haus die Länge der Besteigung etwas entzerren, aber heutzutage muss man lange im Voraus buchen. Und wegen Corona muss man derzeit für Übernachtungen auf den meisten Hütten sogar noch einen Schlafsack mitführen, da Decken und Bettzeug nach einmaliger Benutzung gewaschen werden müssten, was keine Hütte leisten kann. Die Wirksamkeit der Regelung mit den Decken ist uns unklar, ein Coronavirus kann nach derzeitigem Kenntnisstand der Medizin nur wenige Minuten auf saugfähigen Oberflächen wie einer Decke überleben, auf keinen Fall zwölf Stunden, aber gut; Die vielen druckfrischen Corona-Vorschriften unserer Vorturner sind eher zum befolgen als zum hinterfragen da.

Abstieg

Für den Abstieg vom Hohen Göll wählen wir den Alpeltalsteig nach Hinterbrand, obwohl das nicht Viele machen. Auch die Einheimischen nicht, denn das Alpeltal lässt sich vor allem abwärts aufgrund seiner groben Belassenheit nur unter Anstrengungen gehen, und zieht sich außerdem wie Kaugummi. Dafür begegnet man hier nur wenigen Menschen und hat ein großartig einsames Bergerlebnis. Vor allem wegen der Abgeschiedenheit und der Optik der Landschaft, die ein bißchen was mit der Rückseite des Mondes gemein hat.

Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig. Abstieg ins Alpeltal
Abstieg ins Alpeltal

Einstufung Abstieg

Der Alpenverein klassifiziert den Alpeltalsteig mit W3-4. Aus unserer Sicht eine Untertreibung, vor allem abwärts. Auch auf keinen Fall den Schildern beim Abstieg in puncto Zeitangaben trauen. In der Göllscharte hängt ein Schild mit der Aufschrift „Hinterbrand 2,5h„. Geht man zwei Stunden (!) kommt ein weiteres Schild „Hinterbrand 2h„. Wir sind zwar nicht die schnellsten Abwärtsgeher, aber diese Schilder sind eher für Bergläufer geschrieben. Wir haben ca. 5,5h für den Abstieg vom Hohen Göll nach Hinterbrand gebraucht, obwohl wir mit dem Alpeltal auf- wie abwärts schon viele Male Erfahrungen gemacht haben. Egal, was nun stimmt, eines stimmt auf jeden Fall immer :

„Hat man keine Lust mehr, kommt noch gaaanz viel Alpeltal!“

Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig

Zusammenfassung Daten

Klassifizierung gemäß DAV Alpenführer: auf W5/I/KS2, ab W3-4
reine Gehzeit: ca. 10h
Strecke: ca. 11km
Höhenmeter: auf 1.100 Hm, ab 1.350 Hm
Höchster Punkt: Hoher Göll mit 2.522 m
Ausgangspunkt: Eckersattel (ca.1.500m)
Karte: Alpenvereinskarte, 1:25 000, Blatt BY 22 »Berchtesgaden, Untersberg«
Führer: Alpenvereinsführer Berchtesgadener Alpen
Endpunkt: Hinterbrand Parkplatz (ca.1.120m)

Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig

Tourenbeschreibung

Vom Eckersattel geht es zunächst abwärts und dann über zwei Aufstiegswege zum Purtscheller Haus. Einer auf der Salzburger und einer auf der bayrischen Seite. Der Salzburger Weg hat etwas mehr Sonne, was an einem frischen Morgen nett sein kann. Der bayrische geht schneller empor, ist aber dafür schattig und hat aufgrund seiner „Schlazigkeit“ ( ugs. schlazig, batzig = matschig ) eine lange Holzstufenanlage.

Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig

Purtschellerhaus

Durch das Purtschellerhaus mitten hindurch geht die österreichisch-bayrische Grenze, deswegen hat das Haus geschichtlich viel erlebt. Nach dem Krieg waren die Grenzen geschlossen, und somit viele Paare, Familien und Geschäftsbeziehungen dadurch entzweit. Jedoch im Purtschellerhaus konnte man sich legal treffen, was zu einer enormen Frequenz führte: Zu Hochzeiten hatte das Haus 10.000 Gäste pro Jahr.

Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig. Salzburger Steig
Salzburger Steig

Kurz hinter dem Purtschellerhaus gelangt man schon auf den Salzburger Steig, manchmal auch Schustersteig genannt. Der Aufstieg von hier zum Hohen Göll dauert für geübte Geher ca. 2,5-3h. Die Ostwand des Göll ist bei gutem Wetter morgens besonnt und erstrahl in beeindruckender Imposanz.

Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig. Ausblick Dachstein
Ausblick Dachstein

Man hat fast durchgehend hervorragenden Ausblick auf das Salzburger Land, das Tennengebirge und das Dachsteingebirge.

Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig

Kamin oder Schuster

Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig. Göll Ostwand
Ostwand des Göll am Scheidepunkt zwischen „Kamin“ und „Schusterroute auf ca. 2.200 m.

Auf ca. 2.200m wird es kraxelig und man muß man sich zwischen dem „Schustersteig“ und dem „Kaminsteig“ entscheiden. Die Aufstiegsvarianten sind gleich anspruchsvoll. Der Kamin etwas kletteriger, die Schusterroute etwas ausgesetzter. Beides ist Grad I und stellenweise versichert mit KS2, und beide Steige enden auf den sogenannten Göllleiten. Wir wählen dieses Mal den Schustersteig, und setzen somit auf unsere Schwindelfreiheit. Durch die teilweise vorhandenen Stahlseile kommt nicht nur wenig Zweifel auf, wo es lang geht, sondern auch die idealen Tritte und Griffe sind offensichtlich.

Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig

Ausrüstungsempfehlung

Auf jeden Fall empfiehlt es sich, hier einen Kletterhelm zu tragen. Die Steinschlag-Gefahr ist hoch, denn oberhalb sind genügend Wände, aus denen sich etwas lösen kann. Sei es durch andere Bergsteiger, Gamswild oder einfach so. Wir selbst durften bei einer früheren Tour auf dem Salzburger Steig einmal Bekanntschaft mit einer Gams machen, die agil knapp über uns den Weg kreuzte. Sekunden vorher war ein Brocken von der Größe eines Handballs etwa 2-3 Meter vor unseren Köpfen zu Tal geschossen. Erst als wir die Gams sahen, wussten wir auch woher. Wohlgemerkt hätte uns vor so einem Stein auch kein Helm geschützt, aber er dient zur Risikominimierung. Übrigens kann man immer dann, wenn sogar die Einheimischen einen Helm anziehen, davon ausgehen, dass es tatsächlich eine gewisse Gefährdung gibt; Auf der Schusterroute sowie dem Kamin kann man Einheimische mit Helm beobachten.

Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig. Göllleiten
Göllleiten

Auf den sogenannten Göllleiten angekommen, ist das Schwerste geschafft und es geht nur noch über ein paar milde Schotterqueren bis zum Gipfel.

Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig

Gipfel

Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig. Ausblick Tennengebirge
Ausblick Tennengebirge und Dachstein. Im Vordergrund der Kuchler Kamm

Oben angekommen hat man einen herrlichen Rundblick auf Österreich und Bayern. Kuchler Kamm, Tennengebirge und Dachsteingebirge gen Osten auf der österreichischen Seite, …

Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig. Ausblick Steinernes Meer
Ausblick Steinernes Meer, Großglockner, Großvenediger

… Steinernes Meer, Watzmann und Hochkalter gen Westen auf der bayrischen Seite. Bei klarer Sicht kann man darüber hinweg bis zum Großvenediger und zum Großglockner sehen.

Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig. Großglockner
Großglockner vom Hohen Göll
Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig. Großvenediger
Großvenediger vom Hohen Göll
Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig. Gipfelkreuz Hoher Göll
Gipfelkreuz Hoher Göll

Nach nur kurzem Aufenthalt von 15 Minuten mit Kaminwurzen und ein paar Knäckebrot geht es schon weiter, der Tag ist schließlich nicht unendlich lang. Zwar haben wir Stirnlampen eingepackt, aber man muss es ja nicht herausfordern.

Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig. Felsflechten
Felsflechten

Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig

Abstieg

Der Abstieg vom Gipfel des Hohen Göll in die sogenannte Göllscharte, da wo Hoher Göll und Hohes Brett ineinander übergehen, besteht aus einigen Schotter-Serpentinen und leicht zu gehendem Fels. Wer Angst hat, über die kleine Felsbrücke zu laufen, umgeht den Punkt 50 Meter tiefer. Das ist nicht ehrabschneidend, denn links und rechts derselben geht es abwärts in unschön tiefe Trichter und Spalten. Obwohl die meisten Bergsteiger einfach darüber springen, tun wir es nicht.

Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig. Abstieg zur Göllscharte
Abstieg zur Göllscharte

Ab der Göllscharte beginnt das Alpeltal. Es gleicht einer Steinwüste oder Mondlandschaft und für den ambitionierten Berggeher bietet es alle Formen von uhrig-unbequemem Gehgelände. Im oberen Bereich geht es über Blöcke und sehr grobes Geröll mühsam abwärts, immer wieder im Wechsel mit teils plattigem und teils stark verwittertem Karstgelände. An letztgenannten Stellen muß teils mittels Tritt auf scharfe Kalkstein-Kanten und -Schneiden über Karstspalten balanciert werden.

Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig. Nordwand Hohes Brett
Nordwand Hohes Brett

Trotz der imposanten und gleichzeitig befremdlichen Felskulisse des Alpeltals bleiben ihm die meisten Bergwanderer fern. Auch Einheimische meiden den Weg, der häufig nur als Notabstieg bezeichnet wird. Die Meisten sieht man vom Hohen Göll über das Hohe Brett zum Carl-v.-Stahl Haus gehen, eine zünftige Jausen einnehmen.

Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig

Ausrüstung

Da man nur mühsam Strecke macht, ermüdet die Beinmuskulatur irgendwann, was das Risiko von Fehltritten und Umknickern erhöht. Deswegen ist angesichts der Streckenlänge beim Alpeltal unserer Ansicht nach höchste Vorsicht angezeigt.

Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig. Alpeltal
Alpeltal

Wir empfehlen feste, hohe Bergschuhe mit perforationsfesten Sohlen zu tragen. Das mindert das Risiko umzuknicken oder sich die Zehen oder Knöchel zu quetschen. Unten angekommen kann man an den vielen neuen Ratschen und Schnitten im Schuhwerk dann ablesen, was den Füßen erspart blieb. Außerdem sind Gehstöcke im Abstieg für die Balance extrem hilfreich.

Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig. Alpeltal
Alpeltal

An heißen Sommertagen wird man im Alpeltal gegrillt, daher empfiehlt sich, reichlich Wasser mitzunehmen. Außerdem einen guten Sonnenschutz und Sonnencreme für die hellen Typen, Lippenfett kann auch nicht schaden.

Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig. Alpeltal
Kaarstlandschaft im oberen Alpeltal, ca. 2h von der Göllscharte

Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig

Wegemarkierung

Der Weg ist teils gut mit Markierungen versehen, teils könnte es besser sein, und kaum Steinmannl ergänzen die weniger gut markierten Stellen. Eine Navigation auf Garmin oder Handy dabei zu haben ist manchmal hilfreich, aber nicht unbedingt nötig, letztlich ist die Wegmarkierung als vollständig zu bezeichnen, auch wenn man manchmal etwas schauen muß, wie es weiter geht. Auf jeden Fall empfiehlt sich, nicht einfach drauf los zu gehen, wenn man mal nicht die nächste Marke sieht, auch wenn das Gelände dazu stellenweise einlädt. Man kann dadurch viel Zeit verschwenden, die man nicht hat, denn das Alpeltal ist wie gesagt schon langwierig genug. Bei Nebel kann die Sache etwas heikel werden, wenn man den Weg nicht gut kennt.

Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig. Pflughörndl
Das Pflughörndl aus dem Alpetal.

Pflughörndl

Beim Erreichen des Pflughörndles warnt der DAV davor „…hier keinesfalls den Wegspuren das steil abfallende Pflugtal hinab zu folgen…“, offenbar ist es hier öfter schon zu unvorteilhaften Verwechslungen gekommen. Der richtige Weg geht nach Ende des Hochplateaus nach links und noch einmal kräftig mit Kletterei aufwärts auf den sog. Alpeltalkopf. Fühlt sich im ersten Moment falsch an, ist aber richtig. Einfach stur den Markierungen folgen.

Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig. Pflughörndl
Fernblick vom Alpeltal zum Untersberg, vorbei an Pflughörndl (vl) und Kehlsteinhaus.

Als die Sonne im Begriff war, unter zu gehen, hatten wir noch ca. 1,5h Abstieg durch Fels und Latschenwald vor uns. Zum Schluß noch ein Geröllfeld und danach eine Schotterrinne, die auch abgerannt werden kann. Noch ein wenig Waldweg, bei Restlicht erreichten wir dann den Hinterbrandparkplatz. Die Stirnlampen haben wir nicht gebraucht.

Bergtour Hoher Göll über Salzburger Steig. Alpetal
Mittleres Alpetal

In der Summe waren wir ca. 10h auf den Beinen, angesichts der abgelaufenen Geländequalität wäre für uns nicht viel mehr drin gewesen. Die Knie schlackerten, die Füße schmerzten. – Schee woars.

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